Achtsam bloggen – Julia Seeliger

Achtsam bloggen

Julia Seeliger am Laptop mit pinkem Hintergrund
Unachtsam bloggend unterwegs: Julia Seeliger bei der Trollcon

Die letzten Jahre ging es auf meinen Domains harsch zu. Ich hatte gelernt: mit einem Blog kann ich Politik machen und das hatte zuerst auch gut geklappt. Dann war ich nicht mehr berühmt und machte keine Witze mehr, sondern die Artikel wurden länger und länger und unverständlicher und dunkler. Meine Energie hatte sich in die Traurigkeit verschoben.

So kann es sogar passieren, dass man durch das eigene Bloggen verletzt und traurig wird. Doch Rettung war schon in Sicht, denn der Kenner weiß: Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch. Kurzum: Es muss nicht immer tiefsinnig sein. Und auch andere Menschen haben Probleme.

Hoffnung hat mir die Show von “Leeroy” gegeben, der trotz einer unangenehmen Krankheit zuerst Leistungssport gemacht hat, nämlich Rollstuhl-Basketball, und kurz darauf journalistisch brillierte, indem er eine interessante und aufklärerische Youtube-Show mit großem Unterhaltungswert kreierte: Leeroy will’s wissen. Der Clou bei dem Format: die meisten Videos sind Diskussionen zwischen zwei Menschen mit gegensätzlichen Meinungen. Die Show wurde inzwischen wegen Beefs eingestellt, unter anderem, weil Leeroy unterstellt wurde, er hätte bei problematischen Meinungen nicht rechtzeitig eingegriffen. Das habe ich nicht so empfunden und ich finde das auch einen problematischen Journalismusansatz, solches zu fordern.

Doch mit Leeroy nicht genug junges Youtube. Über die Promi-News der SZ habe ich heute ein ganz zauberhaftes Pärchen gefunden, das die Show Jindaouis liefert. Sie mit polnischem Migrationshintergrund, er palästinensischer Libanese und Fußballer bei Hertha BSC. Auf seinem Wikipedia-Artikel kann man lesen, wie er sich für seinen Sporttraum engagiert hat, obwohl er zweimal die Diagnose “Du wirst kein Fußball mehr spielen können” erhalten hatte. Die Jindaouis bringen kurzweilige Videos, zum Beispiel die Chili-Sprachchallenge. Wer ein Wort nicht errät, muss eine Chili essen. In einem anderen Video redet sie ausschließlich Polnisch mit ihm. Es fehlt auch nicht das Video, wie sich die beiden kennengelernt haben, etwas über die islamische Hochzeit und wie man im Ramadan fastet. Über ihr erstes Fasten berichtet auch die geschätzt zehnjährige Mila, die kleine Schwester des Fußballers. Die Jindaouis-Show ist cool und gibt viel mehr Nähe als Zeitungsartikel über den Islam. Nun erschien ein Video über die Geburt eines zweiten Kindes, das bei Youtube hoch gerankt ist, was die SZ zum Anlass nahm zu berichten. Natürlich ist kritikwürdig, dass in den Videos Kinder gezeigt werden, aber ich will mal achtsam und fröhlich sein und die Jindaouis einfach nur genießen.

Im Internet ist, wie ich vor 20 Jahren nicht bezweifelt hätte, das Gute und die Freiheit zu finden und durch Blogs wird diese gestärkt. Ich habe hier ein schönes Design, die Grünen haben mir auch geholfen, schöne Fotos zu erhalten, im Grunde gibt es keinen Grund mehr, Trübsal zu blasen. Für die schönen Fotos bedanke ich mich bei Jakob Erhorn. Folgt ihm bei Instagram, so lange er noch kein Blog hat!

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